Spaltung und Projektion

Projektion heißt eigene Anteile an sich nicht zu sehen sondern sie auf den anderen zu transferieren und dort zu bekämpfen. Beim Borderliner ist bekämpfen gleich Vernichtung.

Projektion heißt aber auch das Sie Ihr Imago auf den anderen projizieren.

Die Spaltung ist an sich nichts ungewöhnliches. Wie bereits festgestellt wurde unterliegt der Borderliner der aktiven Spaltung. Das heißt er tut dies nicht unbewusst sondern bewusst. Hinzu kommt noch das er nicht nur zwischen „gut und böse“ spaltet sondern auch zwischen abwesend und anwesend. Wie bereits auch erwähnt ist der Spaltungsmechanismus eine frühe und primitive Form um mit seelischen Belastungen fertig zu werden. Dieser Mechanismus der Abwehr wird von der nächsten höheren Form der Verdrängung abgelöst.

Bleibt das Kind also in einer Entwicklungsstufe stehen (hier die Beziehung zum Menschen) bleiben auch seine Abwehrmechanismen stehen und hat zur Folge das dieser Mensch in zwischenmenschlichen Beziehungen das reinste Chaos erlebt. Zeitlich also vor der Verdrängung liegt die Spaltung und dies wiederum heißt Flucht. Diese wird gegen eine innere „Triebgefahr“ — „ES“ eingesetzt, doch nur dann wenn sie wie ein äußeres Gefahrensignal behandelt wird. Beachten Sie bitte hier die Projektion der Borderlinerpersönlichkeit (Borderline-Störung). Insofern ist der Borderliner ständig bereit mit Panikattacken zu reagieren sobald seine Schutzmechanismen angegriffen werden, bzw. er  dies so sieht.

Da die Spaltung weniger Gegenbesetzungsenergie bedarf wie die Verdrängung ist es dem Borderliner um ein vieles einfacher zu diesem Mechanismus zu greifen da er ja auch den nächst höheren Mechanismus nicht kennt.

Verdrängung wie auch Spaltung sind Schutzmechanismen des „Ich“. Der Nachteil der Spaltung besteht darin das im Gegensatz zur Verdrängung die abgespaltenen Einflüsse (Energien) permanent vorhanden bleiben, sie nicht aufgelöst werden. So ist es nicht verwunderlich das der Borderliner nach einem Streit (es war alles wieder gut und Schwamm darüber) mit der gleichen Intensität wie vorher reagiert wenn das Thema wieder kommt. Hier liegt auch ein Grund der Verschiebung des Objektbildes (in dem Falle der Partner) von der Idealisierung zur Abwertung. Der Borderliner erlebt solche Momente als ob er nach außen gestellt ist, also ich-synton (ich-fremd). Er sieht sich wie eine 2. Figur auf die er keinen Einfluss hat. Um so mehr kann es ihm auch leid tun wenn der „andere, das andere „Ich“ verschwunden ist. Und hier lügt der Borderliner nicht. Er empfindet diesen Schmerz wirklich und echt. Erklären kann er es nicht. Wir können einfach sagen er hat sich erlebt wie im falschen Film.

Um die charakteristische Spaltung aufrecht erhalten zu können bedarf es einiger Hilfsmittel, die da wären:

  1. die Idealisierung
  2. die Projektion
  3. die projektive Identifizierung
  4. die Omnipotenz (Allmacht) und Abwertung

Die Idealisierung als solche ist ein notwendiger Bestandteil der menschlichen Entwicklung. Gerade das Bild der Eltern. Dieser Vorgang ist wichtig zur Bildung des „Ideal-Ich“.  Bitte gehen Sie zurück in Ihrer Kindheit und erinnern sich an die Mutter. War Mutter nicht groß übermächtig, liebevoll, zärtlich, böse? Sehen Sie in all dieser Zeit waren Sie machtlos und um diesem Druck auf ihre Seele standhalten zu können haben auch Sie gespalten, (gute Mutti/böse Mutti). Doch im laufe der Zeit haben Sie gelernt dies nicht mehr zu müssen, da ihre Mutter präsent war, (Sie konnten sich also entfernen und wieder annähern) der Borderliner nicht. Die Mutter hat ihm hier genau das Gegenteil vermittelt, (ich bin gut — wenn du hier bist/ich bin böse — wenn du dich entfernst, komm her und in dem Moment geh weg) Hier reicht ein ambivalentes Verhalten der Mutter aus. Auch können wir hier kurz auf die Trennung bzw. das „Sein“ nach einer Borderlinebeziehung eingehen. Der Expartner tut nichts anderes wie der kleine Borderliner als Kind er idealisiert den Partner obwohl er ihm so furchtbar weh tut/tat. Ein Schutzmechanismus der Seele.

Als Kind kommt es sehr oft vor das die Eltern idealisiert werden und das Kind sich dann für „nicht geliebt sein“ tadelt“. Hier kommen alle drei Störungen zum tragen der Borderliner, der Narzisst, die Essstörung.

Das Kind projiziert also seine Aggression auf das geliebte Objekt, muss es aber gleichzeitig idealisieren um es vor der Zerstörung durch die Aggression zu bewahren.

Wir hatten festgestellt das das ICH als Pufferzone wirkt.  Pufferzone hier um diese Energien zu neutralisieren. Besteht also nun im späteren Alter kein komplexes „ICH“ kann es diese Energien nicht neutralisieren und es passiert was passieren muss. Die Energien prallen ungebremst aufeinander.  Ist diesem Falle das idealisierte Objekt nicht verfügbar kommt es sehr schnell zu Autoaggression, der Selbstverletzung.

Der Borderliner sieht seinen Gegenüber als Angreifer, wenn er ihn abwertet. Wie bereits erwähnt nimmt er ihn ja nur in Teilaspekten war, nicht als ganzheitlichen Menschen. Er weiß also in dem Moment nicht das dieser Mensch auch gut sein kann. Um sich zu schützen, in seinem Sinne, wendet er die projektive Identifizierung an. Er introjektiert (verinnerlicht) das gehasste und gefürchtete Objekt. Manche kennen es unter dem Ausdruck “ Stockholmsyndrom“ welches in etwa das gleiche beschreibt doch ein eigenständiges Syndrom ist. Auf jeden Fall ist es vergleichbar mit der Situation des Borderliners.

Der Borderliner projiziert „seine“ Schuld auf den anderen. Um dies tun zu können muß er sich mit dem „anderen“ identifizieren was wiederum über die projektive Identifizierung läuft. Er wird somit der andere. Erst jetzt kann er „seine“ schlechten Anteile beim anderen  bekämpfen. Bekämpfen heißt aber bei ihm vernichten. Er vernichtet somit „seine“ schlechten Anteile in sich, doch vernichtet er damit den anderen, weil er nicht mehr „er“ ist sondern der andere. Einfach ausgedrückt vernichtet er Anteile die er dem anderen zuschreibt aber nur bei ihm vorhanden sind. Das dies nicht funktioniert, der andere ja die Anteile nicht hat, sondern nur imaginär, wird der andere vernichtet.

Bissel kompliziert oder?

Stellen Sie sich folgendes vor. Wir wissen wie schwierig das Thema Projektion ist. Sie sind eine Leinwand zum einen, aber auch Projektor auf der anderen. Kommen wir erst mal zur Leinwand sonst wird es zu kompliziert. Also Sie Leinwand, der Borderliner der Projektor. Projektor hat schlechten Film in sich und wirft ihn auf die Leinwand (Sie). Projektor ärgert sich über die schlechte Qualität und gibt Leinwand die Schuld. Leinwand sagt „ich bin das nicht“. Das interessiert aber den Projektor nicht. Ergo, Projektor kommt ja nicht darauf den Film zu tauschen, ist eh unmöglich, da es die Kindheit ist, geht er her und bearbeitet die Leinwand bis sie dem aufgestrahltem Film entspricht. Das die Leinwand jetzt nur noch Fetzen ist, ist dabei nebensächlich. So jetzt paßt es, sagt der Projektor und läßt weiter seinen Film laufen. Jetzt ist die Leinwand aber lebendig und verändert sich, also muß der Projektor nachjustieren. Im Normalfall an seiner Linse. Hier nicht. Also die Leinwand wird wieder eingerichtet, und wenn die verschlissen ist wird eine neue gekauft.

Kommen wir zum 2. Punkt der projektiven Identifizierung. Der Borderliner übernimmt das „Ich“ des anderen weil er ja keines hat, und dies nahtlos. Er wird somit zum anderen. Da auch Sie der Projektion unterliegen wird er also zur perfekten Leinwand. Bis zu einem gewissen Grade geht dies und läßt der Borderliner auch zu, da er ja die Verschmelzung sucht. Dann jedoch, oberer Abschnitt, ist er aber auch Projektor und jetzt wird es haarig. Er der Projektor ist ja jetzt Leinwand (Sie justieren Ihre Linse immer schön nach, so wie es sich gehört. Das Problem ist nur, Sie können justieren wie Sie wollen die Leinwand macht was sie will. Mal ist Sie perfekt weiß, mal ist sie schwarz.) , er ist also zu Pro-Lei geworden. Geht natürlich nicht und somit tritt oberster Abschnitt in Kraft. Ist er wieder zum Projektor geworden und hat die Leinwand wieder eingerichtet kann er sich wieder annähern, was bei ihm natürlich verschlingen, eins werden, heißt und gleichzeitig Angst auslöst. Und er wird wieder zur Leinwand in der Projektion des anderen. Jetzt beginnt der Teufelskreis oder sagen wir besser das Borderline-Dilemma.

Instanzen

die Welt des Borderliners

1. Instanz

Zwischenmenschliche Beziehung

Der Borderliner unterscheidet auch zwischen:

Zustand anwesend

Zustand nicht anwesend

Liebe

Hass

Idealisierung

Abwertung

Symbiose

Trennung

Gut

Böse

2. Instanz

Anteilnahme

Untreue

ZuwendungDistanz

Achtung

Missachtung
RespektDemütigung
AkzeptanzKontrolle
TrostDesinteresse
ErmutigungDrohung
MitbestimmungBefehl, Vorgabe
KörperkontaktVermeidung von Körperkontakt
WahrnehmungBeschimpfung, Beleidigung
EinsichtManipulation
GrenzenGrenzenlosigkeit
Unterstützungunrealistische Forderungen
KlarheitUnberechenbarkeit
FragenAntworten versagen

Die 2. Instanz bezieht sich mehr auf die Verhaltensweisen die aus der Spaltung resultieren, oder zur Manipulation oder Bedürfnisbefriedigung eingesetzt werden.

In der Spaltung bleiben die vorhanden Energien der jeweiligen Seite voll und ganz erhalten.  Sie können durch das „ICH“, da nur Fragmente vorhanden sind, nicht neutralisiert werden. Diese Energien staffeln sich natürlich auf und so ist jeder Umschlag bei einem Borderliner einer Explosion gleich. Der Unterschied beider Energien (siehe Hass und Liebe) ist nur das die eine eine Zustandsveränderung wünscht die andere nicht. Deshalb kommt Ihnen des Umschlagen in den „positiven Bereich“ nicht explosionsartig vor, bzw. schockt Sie nicht so, da Sie sich ja danach sehnen.

Betrachten wir uns nun das Sprungverhalten der Borderlinepersönlichkeit, bzw. der Borderline-Störung in der intimen zwischenmenschlichen Beziehung ein wenig näher.